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Guido zum Sechzigsten

Oder: Hoch lebe die Konkurrenz-Gesellschaft!

Französischer Dom zu Berlin, 25. Januar 2022, Dirk Glomptner




Schließlich klappte es, sich auf den Stream der Friedrich Naumann Stiftung aufzuschalten. Die Programmierer hatten wieder mit Passwörtern und inkompatiblen Hürden ihre Wichtigkeit deutlich gemacht. Live aus dem Französischen Dom wurden Gedenkreden zum sechzigsten Geburtstag des langjährigen Vorsitzenden der Freien Demokratischen Partei, Guido Westerwelle † 2016, übertragen. Allen voran Frank- Walter Steinmeier, unser sozialdemokratischer Bundespräsident, in dessen Gefolge Geistesgrößen wie Prof. Dr. Dr. Karl-Heinz Paqué, Michael Mronz (Lebenspartner von Guido Westerwelle / Vorsitzender der Westerwelle Fondation) und vor allem, als abschließender Redner, Christian Lindner, ein Licht auf Guido und dessen Schaffen warfen. Doch wie immer bei diesen Veranstaltungen geht es bei solchen Gedenkfeiern weniger um den Verstorbenen oder um das historische Ereignis, sondern um die Trauer- und Feier-Versammlung selber, also darum, wie die Teilnehmer im Feld der gegenwärtigen Umstände zueinander stehen und wie sie beim distanziert wahrnehmenden Publikum ankommen.




Wenn für Franky ansteht, Mitte kommenden Monats, im ersten Wahlgang die Mehrheit der Bundesversammlung für seine zweite, fünfjährige Amtszeit als Bundespräsident zu erhalten und das, obwohl für ihn mit 66 Jahren die Pensionierung ansteht, dann geht es für die Liberalen darum, gerade ihm, diesem sozialdemokratischen Verhandlungsführer, nachhaltige Anerkennung abzuringen. Nach Jahren außerparlamentarischer Opposition 2013/14 und nun mehriger Rückkehr in Regierungsverantwortung, gelang es Christian als Parteivorsitzenden der FDP seine Partei aus dem Tief, um nicht zu sagen aus der bedeutungslosen Vergessenheit zurück ans Licht der öffentlichen Wahrnehmung zu führen. Der Erfolg der Gunst der Wählerschaft, die insbesondere ihm zuteil wurde, wirft ein entsprechendes Licht auf Guido zurück und von diesem auf Chris: Der FDP scheint es eigen zu sein, immer wieder eine herausragende Persönlichkeit hervorzubringen mit der sie bei ihrer Wählerschaft, soll heißen bei ihrem Klientel, punkten kann. Während andere Parteien mit einem Team mehrerer herausragender Köpfe ihre Wahlkämpfe und Polit-Campagnien unternehmen, besteht dieses Team bei den deutschen Liberalen aus einer Person, quasi dem mittelständischen Chef, dem seine Mitarbeiter:innen zuarbeiten. Mithin entspricht die Partei dem politischen Geschäftsmodell eines Familienunternehmens, dem es generationenübergreifend vor allem um die Kontinuität und den Zusammenhalt des Produktivvermögens geht. Die Behauptung, sowohl die Sozialdemokratie als auch die Christdemokraten würden in wirtschaftlicher Hinsicht hauptsächlich auf Großunternehmen mit anonymisierten Eigenkapitalverhältnissen abstellen, wäre demnach ablesbar an den Quellen der Spendengelder für ihre Stiftungen als auch Parteikassen.

Ohne Frage wird Transparency International keine Zusammenhänge zwischen einschlägigen Finanzsteuervorhaben und Konjunktur-Massnahmen wie den automobilen e-Motor-Subventionismus herstellen können, zumal diese Spenden an Körperschaften und nicht an Einzelpersonen fließen.




Dementsprechend steht zu erwarten, dass Christians Finanzpolitik in den Managerpublikationen des Finanz- und Wirtschaftsgeschehens im Detail diskutiert wird. Dort sind seine Influencer zu verorten und nicht im Vorwärts oder im Wirtschaftsforum der Heinrich-Böll Stiftung. Diese Gegenüberstellung des Finanz- und des Wirtschaftsresorts macht aber auch deutlich, dass es sich um eine Wechselwirkung des Woher und Wofür der finanziellen Mittell dreht und nicht um ein Wohin und wenn ja, aus aus welchen Töpfen.

Näher erklären, so verstehe ich zumindest Chris, würde sich dies durch die Abschiedsrede von Guido Westerwelle, denn nie hätte Guido ein Wort gegen das Erben gesagt, vielmehr sei sein besonderes Anliegen gewesen, dass Menschen durch eigene Leistung ihre Lebensziele erreichen, so wie er es von der schulischen Mittleren Reife bis hin zu einem Dr. jur. gebracht habe. Und genau deshalb, so Chris, seien ihm Talent-Workshops und die Förderung von Begabten ein Anliegen.

Es lebe die Konkurrenz-Gesellschaft!


Digitale Konferenz : Für Freiheit und Verantwortung (Liveübertragung)

Westerwelle Foundation









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