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Welten online




 




Über Welten online



                      15. April 2019

 

Im Gespräch II

Die Internet Plattform "Welten online" zelebriert die Neueröffnung ihrer Sparte "Kunst & Liebe". Im Gespräch von Michael Welten, Gründer und künstlerischer Leiter, sowie Dirk Glomptner, Chefredakteur, zeigt sich zwischen Kunst und Politik sowie Gesellschaft und Liebe der aktuelle Zeitgeist. Im Hier und Jetzt ist er nicht nur en Vogue, er ist vor allem post coitum gallus non cantat, womit gesagt sein soll, dass sich das Erfolgskrähen vom Glücksgesang unterscheidet ...


Welten online - Im Gespräch II


DG: Super, Herr Welten, dass Sie sich Zeit nehmen für diesen Video-Talk über Welten online. Wir hatten das schon lange geplant Welten online in einem Video-Gespräch vorzustellen. Es waren nicht nur technische Schwierigkeiten, die die Implementierung von TV und Video-Arbeiten in der Internet-Performance von Welten online verhinderten, sondern vor allem die einseitige Ausrichtung auf gesellschaftliche, um nicht zu sagen politisch-kulturelle Ereignisse, die wir schriftlich in unserem Blog Welten online fassten. Wir gingen dabei durchaus journalistisch vor, aber wir wandten dabei immer wieder avantgardistische Stilmittel der Ausdrucksform an. Wir kamen jedoch zu dem Schluss, dass das nicht reicht, dass die Durchschlagskraft, die notwendig ist, um gesehen, gehört und verstanden zu werden, insbesondere von der Fähigkeit abhängt, sich als Mensch sichtbar, hörbar und verstehbar darzustellen und zwar über die rein auf die Schrift bezogenen Medien hinaus. Bücher, Zeitungen, das Internet – alles was gelesen werden muss, verhält sich zum Sehen und Hören wie das Meer zum Land oder wie das Verstehen einer Statistik zum Betrachten eines Gemäldes. Beides hat Vorteile und trifft eine jeweilige Bedürfnislage.

Durch die Verwendung des neuen Mediums Internet-Video fällt mir auf, dass das Schriftliche geradezu als Vorreiter, als Vorbereitung auf das jeweilige Interview, auf die jeweilige Performance zu verstehen ist. Sich vorher Gedanken zu machen, also zu denken bevor man den Mund aufmacht, bringt Effizienz, Information, Argumente, Fakten.

MW: Ja, ja, so in etwa: Das Schriftliche degeneriert zum Vorprodukt, zum Hilfsmittel und wird durch die spontane Live-Performance überholt, um nicht zu sagen ersetzt. Gehen Sie ins Theater: Der Autor, ein Schiller mit seiner Kabale und Liebe, wird in zeitgemäßen Aufführungen lediglich noch als Grundlage, als Ausgangsmaterial für das in die gesellschaftliche Gegenwart transformierte Stück genommen. Darum heißt es auch immer: „Es gilt das gesprochene Wort“ und nicht was Sie hier lesen.

DG: Das stimmt so nicht: Was Sie hier lesen gilt und zwar genauso wie das, was Sie andernorts sehen und hören. Das Bewusstsein nimmt wahr, versteht und mag sich nicht zwingen lassen, der einen Ausdrucksform mehr Bedeutung zu geben als der anderen.

MW: Wie auch immer, das schriftliche Nachdenken wird durch das Medium der ganzheitlichen Performance, ob nun Theater, Oper oder eben Film und Video-Interview nicht ersetzt, sondern erweitert. Meistens ist das Nachdenken doch singulär, in der Begegnung aber, dann wenn es zu einem Austausch von Vorstellungen und Ideen kommt, dann entsteht eine neue Wirklichkeitsform, eine, die sich aus dem Reich der Vorstellungswelt und der Fantasie in eine geteilte, mit anderen durchlebte Wirklichkeit eingießt.







7. Januar 2019

Welten online Im Gespräch I

A - Ist das dein Ernst? Du willst dich hier auf diesen Seiten umschauen?
B - Ja, wieso nicht?
A - Weil ... nun ja, es geht hier um Macht, um politische Macht, und um Liebe, um den Hunger nach Liebe, diesen unersättlichen Hunger, den das Begehren auslöst. Die Hahnenkämpfe um sie und der durch sie hervorgerufene Neid sind nur die Spitze des Eisberges, der in der Öko-Krise, dem Treibhaus-Effekt, dahin schmilzt wie Butter in der Sonne aus Milcheutern lebendiger Produktionseinheiten, die Schmerzen bereiten, zumindest Berührtheiten, menschliche Empfindungen des Mitleids angesichts des Leids, das das Leben unvermeidbar für andere mit sich bringt. ....

B- Verstehe. Ich las es nochmals und verstand. Ich folgte dir und nun sitze ich in deiner Falle: Leben schafft Leid und ich bin schuld. Du auch, aber das wäre ein Abschieben, ein Teilen, ein Verteilen in eine kollektive Schuld. Du willst aber, dass ich für meinen Teil einstehe, dass ich ihn minimiere und vor allem, dass ich helfe, sie insgesamt zu minimieren und zwar mit dir und den anderen Mitlesern. Die Frage ist, ob es noch andere Mitleser gibt, außer mir. Gibt es noch andere Mitleser?, frage ich in diesen Raum hinein. ... Nein, es gibt keine, jedenfalls kam keine Antwort, oder doch, war da etwas? Hörte ich da vielleicht doch so etwas wie ein kleines: Pieps! .... Stille, es bleibt still, so als wäre niemand hier oder besser gesagt - da. Wahrscheinlich gibt es also niemanden, keine Mitleser. Vielleicht gibt es woanders welche, woanders global im deutsch-sprachigen Raum. Im globalen deutsch-sprachigen Raum könnte es Mitleser geben, just now, hier und jetzt könnte es unter den 100 Millionen Onlinern den einen oder die andere geben und wenn nicht jetzt, dann zumindest könnte es welche gegeben haben und vor allem noch geben.

A - Dann fühltest du dich nicht so alleine, so unverbunden und verlassen. Die Gewissheit, dass da noch andere sind, ist freilich beruhigend. Wir sind ja alle irgendwie wie Kinder und die lieben es, wenn noch andere in der Gegend sind und zwar am besten Kinder wie du selber eines bist. Ich will dich damit nicht infantilisieren. Nein, nein, ich will nur deinem in dir zuhörenden Kind
freundlich Hallo sagen, damit es weiter spielen kann, während wir uns mit bestimmten Dingen beschäftigen. Es darf doch dabei sein, dein Kind? Es könnte dann nämlich mit meinem Inneren Kind zusammen spielen. Dann sind die beschäftigt und wir haben mehr Ruhe für uns.

B - Hört sich gut an: Während unsere beiden Inneren Kinder miteinander spielen, verdienen wir Geld. Darum geht es doch, um Geld. Wenn das stimmt, dann kommt die Liebe von ganz allein.

A - Vielleicht. Vielleicht kommt sie dann von ganz allein, die Liebe ist ja wie ein Schmetterling, so flatterhaft im lauen Sommer auf der Blumenwiese, mal hier und mal da, kommt sie und geht sie, wie es ihr gefällt.

B - Quatsch! Sie liebt die Farben, sie liebt den Duft. Das Flatterhafte, das kommt nur von ihrem Flügelschlag und ihrem Tänzeln in der Luft.

A - Pieps! Du bist ja ein richtiges Piepslein unter so vielen anderen großen und kleinen Menschen. Hast du denn auch einen Pieps? Ich meine, ich habe dich ja jetzt als Leser, insofern bist du jetzt mein Pieps. Andere können nun sagen: Der hat ja einen Pieps, also einen Vogel, womit sie meinen: Der hat eine Schraube locker im Kopf ...

B - ... eine? ...

A - ... oder der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank oder der hat einen Knall. Hast du schon mal einen Knall gehabt?

B - Nein.

A - Sei froh, das meint nämlich, wenn du ganz erschrocken bist von einem plötzlichen Knall und es in deinem Kopf immer weiter knallt und du dementsprächend erschrocken wärest, was andere in deinem Gesicht, in deiner Mimik, in deinen Angstaugen sähen. Du siehst, worauf das hinaus läuft: Wenn du weiter liest, wirst du zu meinem Pieps, bei facebook heißt das Follower, und du wirst verrückt, verrückt nach mir, nach meinen Worten, meinen Geschichten, meinen Ideen und ...