Das Kinderhaus

Das Kinderhaus

- emotional protocoll -

Schloss Bellevue, September 18, 2024, DG

Was soll das?, fragte sich Detective Sam aus New York sah den Sinn und Zweck einer TV-Reportage zwar für etablierte Medien, aber nicht für seine Detective Agency. Natürlich war es ein groß aufgehängter Anlass: die Königin von Schweden – das war mal wieder ein Staatsakt im Schloss Bellevue. Die Medien würden berichten und ihre Leute schicken. Und damit hatte es sich dann aber auch schon. Mithin blieb Detective Sam festzustellen, dass es auch genau das war, was ihn anzog: Der Staatsakt, die Medienpräsenz. Er hatte einen Auslands-Auftrag angenommen. Drei Monate die Hauptstadt näher zu begutachten, wozu er als Undercover Agent in die Rolle eines Freelance Journalists aus New York zu schlüpfen hatte. Angeschlossen an eine Presse-Agentur bekam er Termine wie diesen. Es handelte sich quasi ausschließlich um einen Frauen-Event: Die Innenministerin und die Familienministerin plus die erste Frau im Staat, Elke. Sie bestritten diesen Round-Table. Lediglich als Beigabe erschien ein Mann sollte in dieser trauten Runde an der Hufeisen förmigen, auf die Presse ausgerichteten Tischformation und zwar Richard als Vertreter der Kleingärtner Platz nehmen, obwohl für ihn in dieser Frauengruppe kein Platz war. Bei Richard handelte es sich um eine Persönlichkeit, die besondere Beachtung verdiente, nämlich als Vertreter einer staatstragenden Bewegung, setzte er sich für eine der vielen Untergruppierungen des Gewerkschaftslebens ein. Insofern hatte er seinem ganzen Herkommen nach nichts, aber auch rein gar nichts in einem Schloss zu suchen. Die Gewerkschaft und die dazugehörige Partei, meinte die schwedische Monarchin im Geiste vertrat sie diesen Standpunkt natürlich nicht mehr, denn heutzutage in Zeiten der Vormachtstellung westlicher Demokratien im im Transatlantischen Bündnis plus Ozeanien wollten die Chinesen ganz für sich alleine, in dem sie die internationale Taiwanstraße sperrten, dabei hatte es in China eben solche Kinderschutz-Vereine, die ihrer Größe nach die kommunalen Ansichten der Kleingärtner teilten mit ähnlichen Zielen in Großbritannien hätte Richard so einiges zu sagen, wenn nicht Nancy oder etwa dann doch lieber die Lisa ließ auch nicht mit sich spaßen angesichts dessen, worum es bei diesem Event ging, nämlich um die Freude und Liebe der Kinder zu ihren Eltern, der Oma und den Geschwistern und Neffen ... dann kehrte erwartungsvolle Stille ein in den Saal, denn ihre Majestät näherte sich und Richard sah im Livestream wo er hätte sein können, wenn nicht die Straßenbahn wegen eines Pferdekarrens vor der Markthalle hätte halten müssen.

Im Schloßsaal standen alle bereit, um in Hab-Acht-Stellung aufzuspringen, anstatt bequem vor dem Fernseher zu hocken und mit der Pulle Bier in der Hand spannenderes zu erleben war vieles gab es auf dem Monitor gab es noch ganz anderes zu sehen war auch etwas, worüber wir hier am besten sprechen wir ganz privat über solche intimen Dinge von ganz früher und noch davor, erzählte mir meine Mutter lag nicht auf der Couch lag Steffie, sechs Jahre alt und weinte als sie sich erinnerte, tat es mir in der Seele weh, erzählte ihre Mutter hat sie trotzdem bekommen, sagte sie zu ihm. Er schwieg. Er schwieg noch länger, dann weinte er. Es war ein erlösendes Weinen, ein Schluchzen krampfte seine Kehle zu als die Erinnerungsbilder gegen den üblichen Strom des normalen Vergessens aus der Tiefe seines Ozeans der Bildergeschichten an die Oberfläche seines Bewusstseins blubberten als kämen sie aus dem Fischmaul eines dicken Karpfens mit so einigen ekelhaften Schuppenblasen auf der Fischhaut seines Rückens glich es dem Moder am Schiffsrumpf verringerte die Fahrt erheblich, stellte Detective Sam fest als er ein Drohnenfoto seiner im Wind liegenden Zweimastbark unter roten Segeln im Video-Schnittprogramm heranzoomte, wurde klar, er würde bei Alex nach der Süd-Passage des Magellan eine Rast machen, einen Zwischenstopp, eine Abschnittspause stand unmittelbar bevor, wenn der Zeiger, der Große, angestoßen durch den kleinen Zeiger auf Halb vorrückte, könnte sie hinaus vor den Frisörladen gehen. Er wartete dort, sitzend auf seiner Vespa, eine Kippe qualmte in seiner Hand, die er wegzwitschte, um sie in den Arm zu nehmen, ihr einen Kuss auf die Wange zu geben und ihr die Einladung war eine Bitte mit ihr in die abendliche Kino-Vorstellung zu kommen, weil die Freunde kämen auch mit ihren Freundinnen wollten sie den Ölmilliardär James Dean im Hollywoodfilm Giganten gemeinsam schauen, eine Filmklamotte aus den Fünfzigern, heutzutage langweilig sowohl im Schnittrhythmus als auch von der Story her vollkommen langweilig, denn heute bringen wir solche Stories ganz anders rüber, zumal solch ein Thema sich kaum angemessen vermitteln lässt sich auch nicht, was das für die betroffenen Kinder, die mal älter werden, bedeutet. Majestät schaute um Gnade bittend in den Himmel ihres Thronsaales, der von Wolken vor sich her getriebene Himmelspferde zeigte als Elke doch eher gelangweilt von der Studentenbank aufsprang und schrie: Weg mit dem Paragraphen – 18 GG. Damit hatte niemand gerechnet. Sie lächelte. Er lächelte auch. Andere fingen auch an, zufrieden zu lächeln. Da zufriedenes Lächeln angesichts der Umstände, um die es ging, nicht statthaft war, resultierte ein allgemeines, konzentriert nachdenkendes, nach königlich erhabenen Lösungen suchendes Schweigen, das als Zuhören getarnt, hartnäckig auf entsprechender Gesetzgebung beharrte. Doch darum, um Prävention, ging es nur einerseits, weil andererseits war es der Bittgesang im Rosenkavalier entfloss es der Callas auf der Bühne. Hinter der Bühne tobte die YouToo-Bewegung durch die Intendanz flog die Amsel sang ihr Liedlein auf dem Dach bei Nacht unter sternklarem Himmel war die Milchstraße mit bloßem Auge durch die App zu sehen war noch mehr, nämlich die Angst vor der Trennung trieb ihn hin zu ihr. Sie wollte nicht mehr. Sie stieß ihn zurück. Er bedrängte sie weiter. Sie wehrte sich. Er war stärker. Immer, immer war er viel stärker, größer, mächtiger und niederdrückend, erpresserisch gemein fand sie ihn, den Verwaltungsbeamten in Tarifstufe VI verdiente er um einiges mehr. Seitdem war sie glücklich. Als er nach vierzig Jahren starb, an Prostatakrebs, wartete sie ein Jahr ehe sie die Einladung eines Chorkameraden annahm, mit ihr in die Oper zu gehen, weil Fidelio wurde von einer Frau befreit von ihm begab sie sich in eine andere Abhängigkeit, nur um der Leere der Einsamkeit zu entfliehen würde sie noch ganz anderes tun Mütter für ihre Kinder machen die Frauen alles, anstatt sich um ihn zu kümmern. Er kam zu kurz, viel zu kurz, was sie noch mehr unter Druck setzte, was dazu führte, dass sie noch weniger lang mit ihm zusammen sein wollte, konnte, mochte, so dass er noch kürzer kam bis er gar nicht mehr kam. Als er gar nicht mehr kam, war es vorbei sowohl mit ihm als auch mit ihr, so dass nur noch Mandelöl half.

Wahrscheinlich war das der wahre Grund, weshalb Richard hatte weder keine Zeit noch Lust, sondern einen wichtigeren Termin gab es auch nicht, sondern politische Gegner und Kräfte, die mit struktureller Gewalt die Verhältnisse der Dinge so arrangierten, dass er nicht kam. Detective Sam interessiert das weniger, denn die Königin von Schweden hatte mit der Anmut ihrer geistigen Schönheit dem Himmel die Menschenrechte erklärt, was ihm eine Resonanzschwingung verursachte, die ihn tief, sehr tief ergriff und hinabzog zu den Seinen, die neidisch auf den Reichtum der Monarchin schauten, um nicht auf das Elend der missbrauchten Kinder gucken zu müssen. Ihre Stimme klang vorwurfsvoll, böse, aufgebracht. Die böse Mutti, die gute Mutti, erkannte Richard der Dritte war eine bipolare Aufspaltung, die es galt durch lebendige, liebevolle Erlebnisse aufzufüllen und zwar in einem geschützten Rahmen eines Raumes, den die Kirche bestimmt nicht mehr zur Verfügung stellen kann, wenn der Bundestag in seiner gegenwärtigen Koalition beschließen sollte, die kirchlichen Einnahmen um die Pacht für vormalig verstaatlichte Kirchengüter zu kürzen wir das Verfahren doch ab, sagte Elke richterlich entschieden griff sie in den Paragraphen-Mülleimer voller zerknüllter Entwürfe, die ungeworden als abgetriebene Ideen fristgerecht zur Weihnachtszeit im Kamin landeten Späne, weil der Hobel eine erste Form aus dem Holz hervorholte, die rund und weich mit Sattel ein Pferd, ein Schaukelpferd ergab, dass im Kinderhaus von Reykjavik, erzählte Silvia auf Staatsbesuch, schaukelte ... vorwärts … rückwärts schaukelte und dann klatschten wir alle gingen nach Haus.