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Die TUI und der Brexit

Hannover TUI Arena, 12. Feb., 2019, Dirk Glomptner

Hauptversammlung des weltweit größten Tourstik-Anbieters TUI, Hauptsitz Hannover, aber Börsennotierung in London und nicht in Frankfurt, weil einige britische Pensionsfonds, laut Angaben aus der Konzernzentrale ca. 30% des Aktienkapitals, dies notwendig machen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr (1. Oktober 2017 bis 30. September 2018) stieg der Umsatz des weltgrößten Reisekonzerns um 5,3 Prozent auf 19,7 Mrd. Euro. Doch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist beim integrierten Reisekonzern nicht haltbar. Erwartet wird nun ein operatives Ergebnis (Ebita) im Geschäftsjahr 2019 auf dem Niveau des Vorjahres. Birgit Conix TUI
                Finanzvorstand














Birgit Conix, frisch berufene FinanzCEO der TUI 

Bereits vor der Jahreshauptversammlung wurde seitens der TUI deutlich gemacht, dass die optimistischen Ausblicke von TUI-Chef Fritz Joussen (55), die er noch im Dezember kundtat, nicht weitsichtig waren, sondern dass laut „Zeit“ (12.2.2019) „sowohl das Wintergeschäft als auch die Buchungen für den Sommer 2019 nicht so laufen wie gedacht. Der operative Gewinn für 2019 werde nur Vorjahresniveau erreichen, sagte Joussen.“

Auch könne das Ziel eines durchschnittlichen jährlichen Zuwachses von zehn Prozent für die nächsten Jahre bis zum Geschäftsjahr 2020 nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Das ist als eine Gewinnwarnung zu verstehen und die Aussichten scheinen kurzfristig alles andere als klar, vor allem für die fünf TUI-Fluggesellschaften. Solange das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland (VK) Mitglied der Europäischen Union (EU) ist, gelten diese Flugrechte automatisch auch für die EU. Im Falle eines harten Brexits erlöschen diese Lande- und Abflugrechte. Das liegt auch daran, dass nach EU-Recht „europäische Fluggesellschaften mehrheitlich in europäischer Hand liegen“ müssen. Zwar weist die „Neue Presse“ (12.2.2019) darauf hin, dass das bei der TUI und ihren Fluggesellschaften wie TUIfly und TUI Airways derzeit der Fall sei, denn „25 Prozent gehören dem russischen Großaktionär Alexej Mordaschow“, doch sollte es am 29. März zu einem ungeregelten Brexit kommen – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch – fallen gut 30 Prozent der britischen Anteilseigner, laut Konzernmitteilung Pensionsfonds, aus dieser Rechnung“ heraus. „Der TUI-Konzern würde nicht mehr mehrheitlich in der Hand von Europäern liegen – und könnte alle Flugrechte verlieren.“

Ob die niedersächsische EU-Ministerin Birgit Honé (SPD) auf ihrer nächsten Londonreise diesbezüglich eine Klärung erreichen kann, ist fraglich. Außer Frage steht jedoch, dass ihr die TUI am Herzen liegt, denn unausdenkbar wäre, wenn im Mai die Flughäfen mit wartenden Reisenden ein Brexit-Chaos losträten.

Börsen-Analysten sehen dem Ausgang der Brexit-Verhandlungen offensichtlich erwartungsvoll entgegen. Dennoch schlagen sich Brexit-Informationen unmittelbar in empfindlichen Kursschwankungen nieder. Steht daher ein Kurs-Crash mit erheblicher Kapital-Vernichtung bevor? Wenn selbst Teilnehmer des 1971 von Klaus Schwab gegründeten World Economic Forum 2019 in Davos deutlich machten, dass die Weltwirtschaft im Allgemeinen von einer Wachstums-Reduzierung, zumindest einem Rückgang der konsum- und ressourcenorientierten Industrien ausgehen, dann könnte ein mehr oder weniger großer Weltwirtschafts-Crash bestens ins Bild passen. Eine Rezession droht auf jeden Fall. Konjunkturzyklen kennen nicht nur Aufwärtsbewegungen, sondern auch Sinkflüge und Abstürze. Es bleibt also abzuwarten, Tee zu trinken und Musik zu hören, zum Beispiel Agnes Obel - The Curse (Berlin Live Session).

Chronistenpflicht: Die TUI AG teilt per Pressemitteilung (12.2.2019) mit, dass „die Aktionäre … die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates für das Geschäftsjahr 2018 entlastet“ hätten. Weiter heißt es: „Die Hauptversammlung folgte außerdem dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2018 eine Dividende in Höhe von 0,72 Euro pro Aktie auszuschütten. Darüber hinaus wurde Juan Riu mit 92,38 Prozent der Stimmen erstmals in das Aufsichtsgremium des Konzerns gewählt. Frau Carmen Riu Güell hat ihr Amt mit Wirkung zum Ende der Hauptversammlung 2019 niedergelegt.“ Die Familie Riu Güell, mit 7% Großaktionär der TUI, ist mit ihrer Hottelkette auf Mallorca in der TUI aufgegangen.





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