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G 20 in Hamburg

- Und ? … Globalräson

- Beethoven und brennende Autos

- die G20 Krawalle als demokratische Kulturleistung


Hamburg, 7./8. Juli 2017, DG

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G 20 ... Und? ... Globalräson


Von Gipfel zu Gipfel sieht man sich wieder. Internationale Summits, ob nun das der Gruppe der 19 wichtigsten Industrieländer plus der EU plus der globalen Zentralinstitutionen plus bedeutsamer Gastländer oder ob nun UNO Gipfel, WEFs, Sportevents und Totenfeiern, wie kürzlich zu Ehren des vormaligen Bundeskanzlers Kohl, aufgebahrt im Straßburger EU Parlament, sie verstehen sich als Errungenschaft der digitalisierten Düsenjet Moderne, die wahrlich
das politische Geschehen zu einem global

Goetterdaemmerung

Frankreichs Präsident Macron, 39, läutet beim G20 durch pures Erscheinen für Trump, 71,  Putin, 65, Xi, 64, Merkel, 63, & Co. die
Götterdämmerung ein, Bühnenbild des Theatermalers Max Brückner aus dem Jahr 1894, das brennende Walhall zeigend


verdichteten, auf Konsens, Systemerhalt und Status Quo Erzielung orientierten Happening machen. Sie fungieren somit als ein Blitzlicht in dem momenthaft die zeit-aktuellen Problemlagen aufleuchten als auch ihre jeweiligen Lösungsmöglichkeiten. Es überbleibt dabei dem Verhandlungsprozess, aufgrund dessen sich die jeweiligen souveränen, also individuellen Lösungen, durch Gruppen- und schließlich Mehrheitsbildungen vor allem globaler Finanz- und Wirtschaftskräfte gegenüber den vom Mainstream abweichenden egozentrierten Alleingängen durchsetzen. Offensichtlich gibt es jenseits dieser globalpolitischen Staatsvernunft keine Optionen. Nur Verrückte und suizidale Terroristen können jenseits dieser Tabu-Grenzen im Ringen um politische Macht agieren. Die globale Staatsräson, die erstmals im atomaren Konsens des Kalten Krieges gegenseitiger Totalvernichtung aufschien, erfährt demnach zu Beginn des dritten Millenniums eine diversifizierende Modifikation: Die Benennung globalpolitischer Problemlagen wie Migration, Hunger, ökologische Degradation, Arbeitslosigkeit, Krieg, Pandemien, Verschuldung, Überalterung, Bildungsnotstände werden zunehmend als globale Missstände und somit den Planeten Erde als auch die Weltbevölkerung gefährdende Entwicklungen adressiert. Adressiert, weil es gibt Verantwortliche, wenn es auch keine bzw. selten unbedingte Konsequenzen wie Abwahl gleich Machtverlust, Staatsbankrott, Bürgerkriege, Naturkatastrophen oder Verurteilungen und Strafen gibt. Auf dem Hamburger G 20 Summit trafen sich diese Verantwortlichen.

Nun wäre es einfach, sie einzig in Verantwortung nehmen zu wollen, meinungsmäßig, denn tatsächlich stehen viele dieser Staatsspitzen über dem Gesetzt, das sie als solches repräsentieren: Der südafrikanische Zuma, der sich schweren Bereicherungs-Vorwürfen genauso wie sein argentinischer Kollege Mauricio Macri ausgesetzt sieht, ähnliches gilt für Trump, der im Amt seinen geschäftlichen Ambitionen nachgeht, von Putin und Medwedew oder den chinesischen Familienclan-Machenschaften ganz zu schweigen, was mithin auch nur fragen lässt: Wie machen das eigentlich die Deutschen Politiker?, wenn schließlich auch ein Obama Millionär im Amt wurde?

Dass Macht korrumpiert enthebt nicht der Einsicht, dass maßgebliche Politiker danach streben, auch einkommensmäßig den entsprechenden Managerpositionen gleichgestellt zu sein. Alles andere ist altruistische Illusion und beflügelt populistisch Wählerpotentiale als auch die kommerzialisierbare Mediennachfrage. Nichts desto trotz stellen ethisch motivierte Parteikräfte einen bedeutsamen und darum zu bedienenden Kräftefaktor dar. Sie liegen im innerlichen Dauerclinch mit den arbeitsteilig operierenden Akteuren der Finanzpolitik, die auf beiden Seiten im Schatten, also im Halbdunkel das die persones magnifiques erzeugen, eben nicht nur ihren dienstlichen Obliegenheiten nachgehen, sondern einander ganz legale Bälle sind nicht nur Events zuspielen. Soll heißen die institutionalisierte Unmittelbarkeit, die sich aus der Partizipationsmöglichkeit an solchen Gipfeltreffen einstellt, garantiert Erfolg. Aus diesem Grund diktiert die Globalräson den Zwang, nicht Abseits bleiben zu dürfen, wenn das vorgeblich die Ganzheit repräsentierende Gros den inhärenten Gravitationskräften folgend zeit-aktuelle Konsens-Verständigungen herstellt. Da diese vordergründig Dinge wie Verträge, Friedensabkommen und Projekte behandeln, erweist sich ihr Hintergrund als prädestiniert dafür, die Menschen, die diese behandeln, zu bestimmen, also klassische Personalpolitik, die sich der demokratischen Mehrheitsfindung nicht entziehen kann, zu betreiben.



Beethoven und brennende Autos


Weil die einen in die Oper gehen, so lässt sich sagen, machen die anderen Krawall, stecken Autos in Brand und plündern Geschäfte. Wie hätte das Beethoven gefunden, der seine 9. Symphonie als das Ringen eines Menschenherzens verstand, das sich aus Mühen und Leiden nach einem Leben in reiner Freude sehnt, das ihm doch in voller Klarheit und Glückseligkeit nicht beschieden ist? Gewiss als Bestätigung, denn offensichtlich hat
sich seit ihrer Wiener Uraufführung 1824 zwar technologisch, globalpolitisch und modisch einiges verändert, aber genau das war 1824 auch schon der Fall. Auch kannte die alte Welt durch
die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden
Brennende Barrikaden











Dass selbst kleine Geschäfte und sozial engagierte Unternehmen wie der Drogeriemarkt Budnikowski im Schanzenviertel demoliert und geplündert wurden, stößt bei Hamburgern nicht nur auf Unverständnis, sondern löst die Forderung nach versicherungstechnischer Entschädigung durch den Veranstalter des G 20 Gipfels aus. Foto: dpa. Der Titel der Gegendarstellung lautet: Bürgerkrieg oder Volksfest
 und den Wiener Kongress entsprechende Mega-Events samt Kulturprogramm. Zu letzterem sind in der Moderne besagte Krawalle, brennende Autos, Geschäftsplünderungen und bürgerkriegsähnliche Zustände als Hervorbringungen der lebensweltlichen Szene zu rechnen. Demnach scheint es eine unveränderliche Seite im Menschsein zu geben, die das Gefühl und des Herzens Regungen in Auseinandersetzung mit der Welt und der Lebensalltäglichkeit betreffen. Beethovens wie Schillers Herzenswunsch: „Diesen Kuss der ganzen Welt“ bedeutet in der musikalischen Umsetzung die Schwierigkeit, diese immer in einem Jetzt-Zustand befindliche Welt nicht nur in ihrer Ganzheit, sondern auch in ihrer gefährdeten Vollkommenheit samt ihrer Gefährder anzunehmen. Mithin ist es die Liebe dieses Kusses, der als Friedenszeichen den Weg zu jenem visionär anmutendem Leben der Freude, Klarheit und Reinheit, kurz, der Glückseligkeit weist.

Dass das Konzert des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg unter der Leitung seines amerikanischen Generalmusikdirektors Kent Nagano sich für diesen Kuss der ganzen Welt die Hamburger Elbphilharmonie als Räumlichkeit fand, gab der Stadt, dem Land und schließlich der EU einmal mehr die Gelegenheit, mit ihrer Hymne, nun mehr auf der Ebene der (innen-) architektonischen Hypermodernität, Weltmaßstäbe zu setzen. Den Bildern der Macht, die sich während des Konzerts und schließlich im Gesang in Klangbilder umsetzten, ist dabei eigentümlich, dass sie sich nur als Konsensualprodukte des kollektiven Zeitgeistes verstehen lassen. Soll heißen wenn der klare Klang der deutschen Sprache aus dem Männermund des Tenors als Drohung gen Osten gehört wird, dann wird einmal mehr verständlich, dass es heißt „nicht in diesen Tönen, sondern ...“, was zwar nichts an der Richtung ändert, aber an der Intention, am Ziel und am Objekt des Begehrens, das als solches seiner freien Entscheidung folgend, Loslösungs- und Konsoldierungsprozesse durchläuft, die versprechen für alle Beteiligten Win-Win Räume zu kreieren. Sie basieren auf innovativen Entwicklungsprojekten, die nicht zu letzt als kompensatorische Leistungen Anschubfinanzierungen erfahren.


 

Die G20 Krawalle als demokratische Kulturleistung

Die Hamburger G 20 Krawalle als kulturelle Hervorbringung zu charakterisieren mag denjenigen Herzschmerzen bereiten, die unter Kultur lediglich eine museale Hochkultur verstehen, die unter anderem in der Zelebrierung originalgetreu konservierter klassischer Musik ihren hervorragensten Ausdruck findet. Ob nun im Theater - siehe: Sind wir die höfische Gesellschaft? - oder im kollektiven Zusammenspiel von Orchester, Chor, Solisten und Dirigenten, das mit der Kreierung einer ungeteilten Aufmerksamkeit die Wahrnehmung eines raum-zeitlichen Klang-Gebildes und dadurch die auf das Klang-Erleben bezogene Union mystica der Zuhörenden erzeugte, geht es jedoch um die zeitaktuelle Bedeutung eines So war es ... damals und: So ist es heute, woran zu sehen ist, was sich änderte und was anscheinend eine Konstante menschlichen bzw. gesellschaftlichen Seins und Lebens darstellt.

Wozu sollte jedoch eine solche Herausarbeitung, um nicht zu sagen Gegenüberstellung veränderter Modernität und menschlicher Kontinuität dienen, wenn nicht dazu, ihre polarisiert erscheinenden und dabei konkurrierenden und sich gegenseitig ausschließenden (Rechts-) Ansprüche vollkommen befrieden zu können? Was dem Deutschen Idealismus nach leichter gesagt erscheint als realpolitisch umsetzbar, ergibt sich aus dem Widerspruch und der Diskrepanz dieser beiden Polaritäten, weil sie gebiert eben jene Dynamik immer zeitaktueller Modernität, die als Fortschritt und Entwicklung verstanden wird, soll heißen ihre Befriedung führt geradezu in Fortschritt und Entwicklung von Modernität, die im historischen Atemfluß schon zu einer Postmoderne vergangen sein wird.

Vor diesem Hintergrund gelesen zeigen sich die Berichte von betroffenen und geplünderten Geschäftsleuten aus dem Schazenviertel mehr noch als die (staatlich organisierten) Massenmedien die Ereignisse relativierend, nämlich ein Gegenbild liefernd: 

+++ STELLUNGNAHME ZU DEN EREIGNISSEN VOM WOCHENENDE +++


Als treffender Steinwurf in das durch die Mehrheitsmedien geprägte Bild gerät dann zum Beispiel auch eines jener Videos, die provokant die als Ausschreitungen diffamierten Krawalle als ein romantisches, von Lagerfeuern erhelltes Straßen- bzw. Volksfest
interpretieren, so dass sich der G 20 Protest als Pendant zu dem hochherrschaftlichen von "Sherpas", Staats- und Regierungschefs frequentierten Exklusiv-Event in der Elbphilharmonie zelebrieren kann:

Bürgerkrieg oder Volksfest? Gegendarstellung zu den G20-Ausschreitungen

Es gilt nicht nur, dass sich über Geschmack streiten läßt, sondern dass die Ästhetisierung der Zerstörung in der Kriegspropaganda, in der Verherrlichung des politischen Kampfes und in Crime, War & Sex Hollywood Produktionen Vorlagen liefert, die allesamt dazu dienen, die destruktiven Bedürfnispotentiale ohnmächtiger Subjekte zu kanalisieren und auf gemeinsame Ziele hin auszurichten. Hierzu könnte sich in der Musik Notation ein "subito crescendo  (fortissimo forte, forte fortissimo)" im Ablauf musikalisch gefaßter Ereignisse entsprechend verhalten, so dass das, was den einen Musik in den Ohren ist, den anderen die Realität des musikalischen Abbilds bedeutet und derart ein Ungemach hervorruft, das an dieser Stelle fragen läßt, ob die "Götter" solch abbildend aufdeckende Kunst eines orphischen Prometheus mit psychosomatischen Beschwerden strafen, was an Beethovens Taubheit erinnern läßt. Wäre dem so, unterläge der verfassungsgarantierte Anspruch auf körperliche Unversehrtheit dem medial geprägten Mehrheitsentscheid.

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