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Das Internationale Transport Forum oder das Zittern der Maori Indianer


Leipzig, Ende Mai 2015, DG

Jedes Jahr, Ende Mai, tagt das Internationale Transport Forum in Leipzig. Es ist nicht nur ein internationales Forum, sondern es ist ein globales Treffen von Experten, Politikern, Entscheidungsträgern, Managern und Wissenschaftlern aus dem Transport- und Verkehrssektor. Bedeutsam ist mir an dieser Stelle, dass es sich um ein Gipfeltreffen im globalen Maßstab handelt. Die Globalisierung menschheitlicher Entwicklung hat nicht nur die UNO Vollversammlung, das World Economic Forum oder die olympischen Spiele als Welt umspannende, die Menschheit mehr oder weniger als ein Ganzes verdichtend widerspiegelnde Versammlungen hervor gebracht, sondern auch sehr spezialisierende Fachtagungen, sei es nun dass sie auf Gesundheit und Medizintechnik, Energie, Sozialpolitik oder eben auf Transport und Verkehr fokussieren.






Maori Haka
ITF EröffnungsZeremonie mit einer Maori Tanzgruppe, die einen Maori Haka aufführt


 

Das Besondere an solchen Summits besteht im Zeitalter der Globalisierung darin, dass repräsentative Vertreter aus allen Erdteilen an ihnen teilnehmen. Doch nicht allein daraus ergibt sich die Legitimierung für das globalisierte Weltganze zu stehen, auch nicht daraus, dass die Verkehrsminister der Teilnehmerländer die politische Legitimität garantieren, sondern, so die Behauptung, dass es sich um die Minister der OECD Länder handelt, also um die Minister der technologisch am höchsten entwickelten Gesellschaften. Dies wiederum steht für technologische Entwicklungen, die früher oder später alle anderen durchlaufen werden bzw. auf die ihre Entwicklungen aufsetzen werden.

Es lohnt also, einen Blick auf den Stand bzw. den Horizont der technologischen Entwicklungen zu werfen. Dort zeigt sich, wie schon in den Jahren zuvor, dasss die aus der Digitalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse hervorgehenden Umstellungen in der Produktionsweise, des Informationswesens und des Transport- und Verkehrswesens noch längst nicht abgeschlossen sind. Es tuen sich vielmehr bisher ungeahnte, neue Horizonte auf. Im Verkehrsbereich meint dies die immer konkreter, durch diverse Modelentwicklungen vorangetriebene Einführung autonom fahrender und elektrisch betriebener Fahrzeuge. Der Natur der Sache nach handelt es sich dabei um eine urbane Entwicklung, die um so relevanter ist, um so größer die Ballungsräume sind. Aus den MegaCities, globalen Metropolen und urbanen Ballungsräumen kommen denn auch die maßgeblichen verkehrstechnischen Entwicklungen, ja, eigentlich sind sie für sie gemacht. Wenn es nun schon immer technologische Entwicklungen gegeben hat, die, früher oder später, die ganze Menscheit erfaßten, das Rad, Schriftzeichen und neuestens das SmartPhone - von dem meine Lebenspartnerin freilich nicht viel hält, deshalb auch nicht meine Gattin, was widerum eine soziokulturelle Neuerung darstellt, man denke an den Bundespräsidenten und seine Lebenspartnerin - dann hat es auch schon immer eine Globalisierung von technologischen Entwicklungen gegeben.

Neu am aktuellen Stand menschheitlichen Werdens ist nun zum einen das punktuelle Zusammenkommen repräsentativer Funktionäre gesellschaftlicher Subsysteme die derart Entscheidungen vorbereiten, eigentlich aber Entscheidungen für das Welt Ganze erarbeiten. Global Summits fungieren derart nach dem Trickle-Down Prinzip und verhalten sich in etwa wie die höfische Gesellschaft zum Kulturleben und zur Mode ihrer barocken Königreiche.

Der Gastgeber dieser Veranstaltung nun heißt Dobrindt, Alexander, was einen Hinweis der Eltern auf den großen Alexander nahe legt. Seines Zeichens ist er der Verkehrsminister des vereinigten Deutschlands und ein CSU Minister in der großen Regierungskoalition. Ganz modisch auffällig, in einem dunkel grauen Anzug mit weißen Linien, Quadrate formend, einem TV Unterhaltungskünstler ähnelnd, entstieg er demonstrativ vor dem CongressCentrum einer selbstfahrenden BMW Limousine, d.h. sie fuhr ohne Chauffeur, was eine erhebliche Einsparung an Steuermitteln darstellt und entsprechende Preisaufschläge rechtfertigt. Der Minister berichtete, er habe den Angstschweiß der mitfahrenden Journalisten auf der Stirn gesehen als er sich auf der Autobahn zum Gespräch zu ihnen, die auf dem Hintersitz saßen, umdrehte. Alexanders Vision ist es, dass in 20 Jahren nur noch selbstfahrende Elektro-Automobile auf den Straßen unterwegs sind und jeder solle die Chance auf diese digitale Mobilität haben. Ja, die Digitalität wird die gewohnte, alt bekannte Mobilität aufsprengen und neu zusammen setzen. Dobrindt demonstrierte rethorisch ungebrochenen Optimismus und seine Überzeugung vom technischen Fortschritt als Lösung aller Probleme.

Diese Probleme nun sickern an allen Kanten und Enden wie bei einem Leck geschlagenen Schiff hervor. Es sind die Umweltprobleme, der als endlich erkannte Resourcenverbrauch, Peak of oil, die Klimakatastrophe mit Tornados, Meereswasseranstieg, Überflutungen, Dürren und Missernten und das unter gleichzeitigem Druck einer Bevölkerungsexplosion, die gegenwärtig auf die 8 Mrd. Menschen zugeht. Kurzum, am Horizont und im Himmelsgewölbe tauchen die zwingenden Maßgaben einer beschränkten Welt auf. Sie hat Grenzen und ist mit ihren natürlichen Resourcen endlich. Derart steht sie dem menschheitlichen Wirtschaftssystem, das auf Wachstum, Profit und Weg Werf Konsum samt einem auf Schulden, sprich Krediten basierenden Finanzsystem basiert, mit ihrer globalen Begrenztheit entgegen.

Wenn am Eröffnungstag des ITFs einige der Redner diese einander sich widersprechenden Systemtendenzen zumindest zur Kenntnis nahmen und sie freilich noch unverbunden nebeneinander stehen ließen, dann war es der OECD Präsident Angel Gurria, der in seinem Redebeitrag darauf hinweis, dass die anvisierte Vervierfachung der weltwirtschaftlichen Leistung eine ebensolche des Transportsektors mit sich bringe und diese entsprechend nach heutigem Technologiestandard eine Vervierfachung des CO2 Ausstoßes. Das freilich ginge nicht. Es sei der technologische Fortschritt, der helfen würde, das Ziel des Klimawandels zu erreichen, konkret, den Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen. Weder wurde diskutiert, was dieser von der G8 in L'Aquila und auf der UN-Klimakonferenz 2010 in Cancun beschlossene 2 Grad Temperaturanstieg bedeutet, welche Folgen er hat, noch ob sich die nationalen Wirtschaften daran halten. Vielmehr wurde von Gurria und im weiteren Verlauf von anderen Politikern sowie Wirtschaftsgrößen, z. B.der CEO Jean-Dominique Senan des Reifenkonzerns Michelin, der technologische Fortschritt als die Lösung der Umwelt-Probleme angeführt.

Es ist eine Argumentationsweise, die den OECD Staaten, also den Ländern mit den höchsten Forschungs- und Entwicklungsausgaben und somit den einsetzbaren Technologien sehr entspricht. Nicht nur die Regierungen der OECD Staaten werden derart aufgefordert, entsprechende gesetzliche Regulationen zu erlassen, die die neuen, umweltschonenden Technologien befördern, sondern gleichzeitig sind es die weniger entwickelten Länder, die aufgefordert werden diese umweltverträglichen, aber teuren Technologie-Innovationen, natürlich auf Kredit, von den entwickelten, den Standard setzenden OECD Ländern zu kaufen.

Kurzum: Die Umweltkatastrophe wird kapitalisiert, sie wird zum zwingenden Argument für technologische Erneuerungen stilisiert. Man erinnert sich noch an die Abwrack-Prämie mit der die deutsche AutoIndustrie subventioniert wurde.

Wenn der Klimawandel durch die Industrie instrumentalisiert wird, also wenn gleichsam die Drohung steigender Meeresspiegel vor den Karren der Wirtschaft gespannt wird, dann erklärt dies den Eindruck der freundlichen Vereinnahmung, den die politischen Kräfte des Umweltbereichs erfahren.

Zum Beispiel, lebensfreundlich sollen die MegaStädte sein, mit Grünanlagen und Fahrrad Wegen für ein digital gehandhabtes Leihfahrrad System, die durch selbstfahrende eAutos, also durch einen digital gesteuerten StraßenVerkehr, entlastet werden, so dass die 40% des InnenstadtVerkehrs, die alleine für die Parkplatzsuche anfallen, wie von selbst allein durch die zur Verfügungstellung von Personen- bzw. Fahrzeug- bezogenen Bewegungsdaten überflüssig werden.

Technologieentwicklung meint an dieser Stelle die leidige Diskussion um einen personenbezogenen Datenschutz, der aus umweltpolitischen Gründen aufzugeben ist.

Noch einmal: Die dunklen Katastrophenwolken des klimabedingten Weltuntergangs werden durch technologischen Fortschritt genauso wie das Wachstum der Weltbevölkerung aufgelöst. Nicht nur werden wir in einigen Jahren bis Jahrzehnten, man denkt auf OECD Ebene im Jahr 2015 bis ins Jahr 2050, wieder stabile Wetter- und Klimaverhältnisse haben, sondern eine bis dahin wohlgehende stabile Weltwirtschaft.

Insbesondere wird dies durch das auf dieser Konferenz vorgeführte Politikinstrumentarium möglich. Als besonderes Highlight wurde eine Grußbotschaft des UN Generalsekretärs Ban-ki Mon auf den Bildschirmen über den Köpfen der Teilnehmer der öffentlichen Ministerrunde gezeigt. Nicht ersichtlich war, ob diese vorproduziert oder live zugeschaltet war, denn eine Rückkopplung in Form von Antwort und Fragen gab es nicht.

Überhaupt zeichneten sich die Teilnehmer als hochkarätig dadurch aus, dass ihr Arbeitsalltag darin besteht, von einer Konferenz zur nächsten zu jetten, wie es der WeltbankVertreter ….. durchscheinen ließ. Weltpolitik, ob nun die der UNO oder der multinationalen Konzerne und supra-staatlichen Organisationen vollzieht sich auf solchen internationalen Gipfelkonferenzen. Leipzig kann in diesem Zusammenhang stolz sein, wenigstens einen solchen Global Event ausrichten zu dürfen. Es werden dann noch öfter solche malerisch anmutenden Einlagen wie bei der Eröffnungskonferenz zu sehen sein, bei der pazifische Maori Indianer aus Neuseeland eine BegrüßungsZeremonie, einen Maori Haka, singend und tanzend vorführten. Als die gut 9 Leute mit nacktem, bemalten Oberkörper auf der Bühne standen, während ihr Verkehrsminister die Ansprache hielt, fiel mir auf, dass bei zwei älteren Mitgliedern der Truppe die Hände und Arme ersichtlich zitterten. Freilich konnte ich dies nur auf den Bildschirmen über den Köpfen im Konferenzsaal erkennen. War das nun eine mehr oder weniger natürliche Alterserscheinung oder war es ein Zittern aus Nervosität und Angst oder aber war es ein absichtlich, dramaturgisch arrangiertes Zittern, das derart symbolischen Charakter angesichts der Entwicklungen für diese Küstenbewohner hatte? Wieso unterscheiden und nur eine Ursache gelten lassen? Es läßt sich auch gut zusammen denken: Alter, Angst und Symbol für das globale Geschehen, das von 9 Leuten 3 schlottern läßt. Im Nachgang wurde mir erklärt, es handele sich um ein rituelles Zittern, es solle den Begrüßten Kraft und Stärke einflößen. Derart verhält es sich zu martialischen Gesten, Grimassen und Keulen, so dass das gesamte Spektrum von Emotionen von Angst bis Stärke bei einem Fremdkontakt abgedeckt wird. Für meinen Teil bezog ich sie auf die kommenden Entwicklungen, wobei ich mich als Menschlein gegenüber den globalen Umwelt- und Gesellschaftsproblemen sah.






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