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Die Herausforderungingres violin

9. November, Luzern, DG

Eine Stadt, ein Verkehrsnetz, Linien, Knotenpunkte, in der Mitte ein Ort, der mit einem Kürzel bezeichnet wird: HUK-PUK. Uli Hartmann, unser Welten online Korrespondent wachte aus seinem Morgentraum auf. Unverständlicher Weise erfüllte ihn ein Glücksgefühl an diesem Ort HUK-PUK angelangt zu sein. Er hatte keine Ahnung, was dort war und vor sich ging. Er war einfach nur glücklich, es geschafft zu haben.

Es war spät. Stand er auf oder blieb er liegen? Eine November Grippe hatte ihn erwischt: Ein dicker Hals, Schluckbeschwerden, der Rotz verstopfte die Nase, leichtes Fieber. Am Abend gab es einen Presse Termin in Zürich: Die abtretende, langjährige SP Bundesrätin, Bundespräsidentin und Außenministerin Calmy-Rey hatte es vermocht, den EU-Ratspräsidenten van Rumpoy zu einer Unterredung und einer größeren Rede nach Zürich einzuladen. Es gab vieles zu besprechen. In der vorher gehenden Woche hatten sich die G7/20 in Cannes getroffen, das griechische Schuldendrama befand sich mit einer Regierungskrise auf dem Höhepunkt und verdeckte die Sicht auf das italische Finanzdesaster, aus dem anscheinend nur das "selbstlose Opfer" des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi retten konnte, sollte der Euro und damit das Europäische Projekt nicht den Bach hinunter gehen.

Also, auf nach Züri. Vielleicht war es einfach auch nur Flucht in die Bewegung, in die Aktivität und in nicht weiter bedachtes Tun. Die Alternative wäre gewesen, zu Hause im Bett zu bleiben und die Grippe richtig auszukurieren, mit Conny zu telefonieren, was sicherlich nett geworden wäre und zu lesen, zu schlafen, zu dösen. Mehr Spaß machte es freilich, sich auf den Weg zur Pressekonferenz mit Calmy-Rey und van Rumpoy zu machen. 

Mit dem EU Ratspräsidenten van Rumpoy hatte er nicht viel am Hut und mit Calmy Rey eigentlich auch nicht, überlegte Uli, dabei blieb er an dem Er hängen: Ratatata, so als wäre ein kleines "r“ im Schulunterricht an der Tafel in ein buntes Bild auf dem Schreibpult hinein gemalt und als würde eine bunte Strichmännchenfigur, ihn selbst, am Bogen des kleinen „r“ festhalten. Auch der Bogen erschien gemalt, schwächte sich ab zu einem Amor mit Pfeil und Bogen zielend auf …? Uli sah nichts, nur dass der Bogen sich in einen Violinenbogen verwandelte und automatisch das Foto originale Bild einer wunderbar geschwungenen Violine hervor brachte, aus dem sich der nackte Damenrücken von Man Rays „Ingres's Violin“ schälte, was ein Code Wort für Hobby darstellte. Amor zielte natürlich auf das Strichmännchen, das auf dem Wege zu besagter Dame war. Wie sollte es auch anders sein? Das „r" rollte dabei in Wellen in ein Rad von wo aus es aus einem Hundemaul kam und zwar von einem Wachhund, der schlafend vor einer Hundehütte an einer Kette lag.

Zeit, Eile, keine Zeit, warten, warten müssen, andere wollen, haben Eile, haben Erledigungen, machen Hektik, begehen Fehler, werfen zurück auf den Weg nach oben, wo es sich auf erreichter Höhe zeigt: das Gewirr des Alltags besteht aus einer Vielzahl vernünftiger Handlungen, die bilden ein Geflecht, verwoben und geben warm, wie ein Wollpulli im Winter kleiden Sie die Stadt lebt und das Ich will weiter fährt eine Zahnradbahn hinaus aus dem Durcheinander hinauf zur Burg unter Wolken ein Sonnenstrahl am Horizont ist ein Scheinwerfer beleuchtet den Turm hoch und noch höher geht es fährt im Rollstuhl und heißt Mensch, das ist ja ein Dings da Bums da und dort auch noch das ist schön verschwommen ohne Brille und Zeichen an der Wand plus Eile, Druck, der Termin kommt näher vor das Tor hebt sich die Hängebrücke, dann ist es zu spät, denkt er schnarcht im Wagen, da weckt ihn das Funksignal aus der Zentrale, sie kommen, gleich geht es los und dann nach Haus vor die Glotze aus der Sie kamen, blitzartiges Erkennen, stechender Blick, Adler, Rennfahrer, blinzelnd verstehen Blitzlichter.

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Enger Zeitplan, keine Zeit für Fragen, die Delegation gediegener Damen und Herren zeigt sich auf französisch und verbleibt unverstanden, größtenteils Gemeinsamkeiten: Flämischer Protestantismus? Francophonie - au contraire, nicht die Musik und auch nicht die Seide aus Lyon. Est qu' il y a nécessaire de diviser a Belgique? Und zwischen durch ein kurzer Blick von der politischen Kanzel des 17. Jahrhunderts während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden waren die Gegensätze kleiner zwischen Großbritannien und Deutschland steht das Schuldenabkommen und die Schweiz betreibt internationale Kooperationen und georgische Mediationen, die kleine Schweiz, dies geliebte Land, das so wenig vermag in der großen Welt, angesichts der Umstände, angesichts des Treibens ringsumher, was traurig macht und zugleich ein Mittel, ein Gefühlsmittel darstellt gegenüber den Ängsten, den Verlustängsten, gegenüber der Armut im eignen Land

Traurig ihre Augen sprachen Bände und erzählten von der Liebe für ihr Land, das war die Schweiz, und ihre Menschen wollten frei sein und keine EU sollte über sie herrschen, wie der Kaiser in Wien war in Prag flogen drei aus dem Fenster zum Glück in einen Misthaufen und deshalb gab es Krieg ich die und nicht der mag sie auch er war eifersüchtig wachte sie über ihre Kinder sollten es gut haben Sie es gefiel ihm sehr plötzlich saß „r“ mit den hohen Herren im feinen Zwirn in einer Limousine auf dem Weg vom Grand Hotel Dolder in die Uni Züri, in der van Rumpoy einen Vortrag im Churchill Saal halten sollte, um Churchills „Let Europe arise“ zu beschwören wäre übertrieben gesagt, eher zu erinnern und „r“ kam sich vor wie ein kleiner Journalist mit magerem Salär sich vorkommt im Verhältnis zu den Diplomaten aus Brüssel im Fond der schwarzen Staatskarosse, die ein paar Jahrhunderte zurück eine goldene Kutsche mit prächtig geschmückten Schimmeln gewesen wäre, so dass „r“ mit einem ebensolchen Maßanzug, nach dem Motto: Kleider machen Leute, zwar durchaus einen anderen Eindruck hervor gerufen haben würde „r“ wie ein unrasierter Turnschuh Journalist noch einmal so auftauchen, so bliebe es beim hohlen Schein hinter dem keine Substanz Stecken könne, deshalb drängt es ihn demnächst Ausschau nach solchen Anzügen zu halten. Kurz, in ihm war ein Drängen und Wollen, ein Haben Wollen, dessen „r“ sich nicht schämen sollte, nicht weil andere Männer in seinem Alter von diesem Wollen ebenso erfüllt waren, sondern weil die Grenze zwischen Armut und Wohlergehen sehr wohl auch an materiellen Mitteln hing, selbst wenn diese durch Fantasie und Kreativität zuweilen leicht kompensiert werden können, was sozusagen als eine inhärente Kritik van Rumpoys aus dessen Lob an der Züricher Kreativität sprach, denn van Rumpoy ging es um handfeste Assets und nicht um die blühende Fantasie auf der Basis der Wirtschaftskraft dieses Landes. Vielmehr wünscht er sich eine solide Allianz mit dem Schweizer Franken und machte deutlich, wenn die EU den Bach runter geht, dann wird es der Schweiz ebenso ergehen. Schon gingen die Schweizerischen Stadttore runter, wollten sie doch auf ihrer Steuerhoheit und ihren Pfründen, resultierend aus Fluchtgeldern, beharren. Ein Anliegen, gegen dass sich Calmy-Rey kaum verwahren konnte und dem sie gefühlsmäßig mit gerupfter Niedergeschlagenheit Ausdruck gab, wenn nicht schlicht eine Grippe ihre auf weibliche Schwäche angelegte Stimmlage diktierte.

In der Uni, im Churchill Saal, ließ Calmy-Rey ihn sich als einen höfischen Renaissance Menschen begreifen, der mittellos der Willkür momentärer Erfordernisse ausgesetzt sei, was sein romantisches Flair in dem Augenblick verliere, in dem die Lebenswirklichkeit der historischen Vergangenheit im Hier und Jetzt zu Bewusstsein kommt.

US Dollar? - Wann?, will der Investmentbroker von der UBS wissen tut es unser Mann von der Credit Swiss kam der Tipp: Wenn er 1, 28 Euro/CHF notiert er dann ist etwas los in Züri. Schade, dass du gehst, hättest doch bei uns etwas machen können, aber zu uns kannst du immer kommen, denn diese Typen wollen alle etwas, nicht nur du und ich habe ihnen allen etwas zu geben und Sie auch. Los! 

Darauf der EU Ratspräsident - vielleicht kommt er demnächst als einvanRumpoy-Calmy-Rey anderer wieder – ein Anspruch, der seine Vitalität zeigen soll er sie Ihnen ist klar, dass Churchill mit seinem „Let Europe arise“ zitiert wird, weil er der Englischen Haltung gegenüber der EU Hohn spricht spottend, wenn van Rompuy Prostituierte anführt, dann als Herausforderung an die Damen mit ihren höheren Idealen, was den Ansprüchen Calmy-Reys nicht nachsteht – Los! Gib schon! - und genauso zu ideologischer Verbohrtheit führt angesichts des Wollens, des Haben-Wollens, der Notwendigkeiten, des Drangs, der Notdurft.

Die Frage ist, wie damit umgehen? Wie soll der Mensch mit seinem Geld, mit seinem Vermögen umgehen? … Create jobs! …. Hm, wie sollte ich das tun?, fragte sich eine in verschiedene Rollen, Lebensbedingungen und Zusammenhänge aufgespaltene Persönlichkeit, die van Rumpoys Rede kalt ließ, ohne dass sie mit dieser Kälte und Distanz etwas größeres aus ihr zu ziehen vermochte, denn diese Rede war ein historischer EU Abriss, Abriss, der unweigerlich in die Notwendigkeiten der Gegenwart einmünden würde, Abriss Kugel, und die ergaben sich aus der Konkurrenz der BRICs und das Pendel schwang aus, der BRIC Countries – das kommt daher und gehört dahin – Sprachabteilung, Hirnforschung, Dolmetscher, denn mehr und mehr ist es eine Sache der Wirtschaft und weniger eine der Waffen werden exportiert und deshalb darf er den Priesterhut der Sphinx nicht tragen, sprach unser Hierophant aus dem Mediterranen Zeitalter zum Atlantischen Jahrhundert und lachte über das Jahrtausend vergeht im Sonnenaufgang des Pazifiks aus dem sich ein Kōan erhob, einem Tsunami gleich: Ich bin du … bist es … gewesen. Stille, es dauerte, dann, aus der Leere des Nichts, echote die US-European Union, in einer globalisierten Welt gebe sie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und die EU-Tunesia Task Force mehr als nur Soft Power, also die Qualität effektiven Handelns. Endlich konnte er mal wieder zu Leuten sprechen, zu echten Menschen und nicht nur zu High-Level Spiegelbildern, sagte „r“ sich, klatschte Beifall wie alle anderen und fuhr nach Haus.



Churchill's Rede: Let Europe arise

Speech by President Van Rompuy "Europe's political and economic challenges in a changing world" Special Winston Churchill Lecture 2011

NZZ: EU will Schweizer Vorschläge und hält an harter Haltung fest

NZZ : Churchill und die Finanzkrise




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